Für Auskünfte zur Verfügbarkeit der Max Liebermann:
Max Liebermann: Kreidezeichung auf Karton, 35.8 x 29.3 cm Die Zeichnung entstand als Vorarbeit zu der Lithographie, die Max Liebermann für die "Künstlerflugblätter" Paul Cassirers vom September 1914 beisteuern sollte. Der Titel zitiert einen prosemitischen Aufruf Kaiser Wilhelms II. an die jüdische Bevölkerung, sich für den 1. Weltkrieg zu engagieren. Liebermann unterstützte die Bemühungen der Regierung, für die Kriegszeit eine Art Burgfrieden zu schaffen, in dem die parteilichen und sozialen Abgrenzungen zugunsten eines vereinten Engagements im Krieg überwunden werden sollten. Liebermann war im Preußen der Vorkriegszeit als fortschrittlicher Künstler, der Anregungen des französischen Impressionismus fortgeführt hatte, und als Jude lange Jahre selbst Anfeindungen ausgesetzt gewesen. Liebermann fühlte sich jedoch als zum Kaiserreich gehörig, mit dessen Politik in ihrer liberalen Ausprägung er sich identifizieren konnte. Viele Juden gerade in Berlin und Wien sahen das Engagement für den Krieg als eine Möglichkeit an, ihre Außenseiterrolle zu verlassen und die Legende vom "jüdischen Drückeberger" zu widerlegen, indem sie sich freiwillig als Soldaten meldeten. Nach zeitgenössischen Schätzungen dienten 100.000 jüdische Soldaten in der deutschen Armee, wenngleich ihnen die höheren Ränge de facto meist verschlossen blieben. Auch als Künstler sah sich Liebermann in einer gewissen Außenseiterrolle. Daher entschloss sich der 67jährige, die deutsche Politik zumindest moralisch zu unterstützen, wie viele Künstler und Intellektuelle zu Kriegsbeginn ebenfalls. Er teilte zwar nicht die fast irrationale Kriegsbegeisterung, der jüngeren Maler, hielt es aber trotz seiner liberalen Gesinnung für seine Pflicht, sich künstlerisch zu engagieren, weil Deutschland unvermeidlich zum Kriegseintritt gezwungen worden sei. Zusammen mit Ernst Barlach, August Gaul, Rudolf Großmann und anderen bedeutenden Künstlern der Berliner Sezession steuerte er deshalb Graphiken für Paul Cassirers "Kriegszeit – Künstlerflugblätter" bei, einer Mappe mit Steindrucken, die anspruchsvolle Künstlerarbeiten dank graphischer Reproduktion einer breiteren Bevölkerungsschicht zugänglich machte.. Der Verkaufserlös war für gemeinnützige Zwecke bestimmt, etwa zur Linderung der Künstlernot. |
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